Nachhaltiger Tourismus im Rheingau

Solidarisch für einen Tourismusbeitrag

Rede für die Erhebung eines Erholungs- und Tourismusbeitrages (Tourismusbeitragssatzung) am 3. Dezember 2020 in der Stadtverordnetenversammlung des Stadtverordneten Norbert Herrmann

                                                                                                                               

Sehr geehrte Damen und Herren!

Als das Thema der Erhebung eines Tourismusbeitrags am 29. Oktober erstmalig auf der Tagesordnung des Haupt- und Finanzausschusses stand, war ich zunächst - wie viele hier kritisch. Dies lag aber weniger an dem Thema selbst als daran, dass mir noch wichtige Informationen fehlten.

Um dies zu klären, haben wir von der Fraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN über die Stadtverwaltung beim Zweckverband Rheingau einen Fragenkatalog mit zwölf Fragen zur Destination Rheingau bzw. zur Tourismusbeitragssatzung eingereicht. Diese wurde auch sämtlich und umfassend vom Zweckverband beantwortet.

Unter Würdigung der folgenden Aspekte habe ich mich dazu entschlossen, im darauffolgenden HFA (am 26. November) als Einziger für den Tourismusbeitrag zu stimmen.

Diese betrachteten Aspekte sind:

Welche Projekte sollen zunächst in Angriff genommen werden?

Die Antwort des Zweckverbands Rheingau ist:

• Erarbeitung von digitalen und buchbaren Angeboten, die passgenau auf unsere Zielgruppe und die Saisonverlängerung und Steigerung der Aufenthaltsdauer ausgerichtet sind. Zum Beispiel Winterangebote. - Der Rheingau hat auch um diese Jahreszeit seine Reize.

• Strukturierung der Daten für die optimale Sichtbarkeit des Rheingaus im Internet

• Ausbau und Erweiterung der Freizeitwege-Infrastruktur

• Inwertsetzung bzw. Erhaltung von vorhandenen Wander- und Sparzierwegen

• Entwicklung einer Gästekarte, die einen Mehrwert für die Gäste bietet. Vorranging soll die kostenlose Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs darin enthalten sein.

Gerade die letzten drei Aspekte zahlen auf den nächsten Aspekt ein: Welche Rolle spielt nachhaltiger Tourismus?

• Eine Gästekarte, die zur kostenlosen Nutzung des ÖPNV genutzt werden kann, trägt hierzu bei.

• Ebenso: Ausbau der Freizeitwege und Wanderwege.

• Mir ist wichtig, dass die durchschnittliche Übernachtungsdauer gesteigert werden kann. Von nur ein oder zwei Übernachtungen auf vier oder mehr. Das bedeutet wirklich Nachhaltigkeit, wenn der Gast sich mit der Region auseinandersetzt. Dann wird auch die Anzahl der An- und Abfahrten geringer, was die Umwelt entlastet und Ressourcen schont. Auch bei Hotels sinken damit die Kosten und findet ein geringerer Verbrauch an Umweltresourcen statt.

Wie ist der Tourismus als Wirtschaftsfaktor zu bewerten?

• Wie Sie den Informationen des Zweckverbands Rheingau entnehmen können, beliefen sich die Umsätze im touristischen Bereich in 2019 auf € 211 Mio., ohne die Tagesgäste auf immerhin fast € 100 Mio. Wirtschaft ist ein wichtiger Faktor. Dies ist für einen Grünen vielleicht für manche immer noch eine überraschende Aussage. Aber ich sehe bei Wirtschaft den Menschen. Es geht hier auch um Arbeitskräfte. Wie ist die Tourismusabgabe unter sozialen Aspekten zu sehen?

• Zunächst ist Arbeitsmarktpolitik immer auch Sozialpolitik.

• Wie schaut es aber etwa mit Familien aus, die hier in Urlaub sind und nur ein kleines Budget zur Verfügung haben?

Dies war eine kritische Anmerkung im letzten HFA. Die Gäste bekommen mit der Gästekarte, die voraussichtlich € 2 kosten soll, eine Gegenleistung: ein freier ÖPNV beispielsweise, was positiv zu werten ist.

Brauchen wir mehr Tourismus?

Diese Frage müssen wir hier als Politikerinnen und Politiker beantworten.

Meine Antwort ist klar, nachhaltiger Tourismus, Verlängerung der Aufenthaltsdauer und die Arbeitsplätze, dazu sage ich ja. Und der Tourismusbeitrag leistet hierzu einen Beitrag.

Wie agieren wir im Rheingau untereinander?

Meines Erachtens kann dies nur gemeinschaftlich erfolgen. Lasst uns dies gemeinsam machen, und uns hier in Geisenheim nicht ausscheren! Ein Kirchturmdenken wäre hier falsch am Platz.

Insofern sollten wir heute der Tourismusabgabe zustimmen. Ich bitte Sie darum.

Vielen Dank!

                                                                                 

 


 

 

 

 

 

Das Abstimmungsergebnis in der Stadtverordnetenversammlung vom 03. Dezember 2020 lautete:

Dafür: 8, Dagegen: 14, Enthaltungen: 4


 

 

 

 

 

 

Unser Ziel: Nachhaltigen Tourismus verwirklichen!

Eine Meinung zur Abstimmung des Stadtparlarmentes vom 03. Dezember 2020:

Wie verschiedene Pressemeldungen berichteten, bedaure auch ich, dass die Stadt Geisenheim der Tourismusabgabe nicht zugestimmt hat und damit unsolidarisch aus der gemeinsamen Tourismusförderung des Rheingaus vorerst aussteigt. Das war aber nur die Mehrheitsmeinung des derzeitigen Stadtparlaments, die mit vermeintlichen Eigeninteressen Geisenheims begründet wurde.

Dagegen stand die oben zitierte, sehr ausgewogene und gut begründete Rede des Stadtverordneten Herrmann (Grüne), die auch in der Presse in Auszügen wiedergegeben wurde. Herrmann warb für die Entwicklung eines nachhaltigen Tourismus im Rheingau und zeigte sich solidarisch mit den Städten und Gemeinden, die sich schon für den Beitrag entschieden haben.

Leider fanden seine Argumente noch keine Mehrheit, aber das könnte sich ja mit dem Ausgang der nächsten Kommunalwahl ändern.

Es geht um Förderung eines nachhaltigen Tourismus in Geisenheim und im Rheingau, in dem auch Angebote für junge Familien mit Kindern ausgebaut werden könnten, z.B. Abenteuerspielplatz, Zeltplatz, Feriendorf, Begegnungsmöglichkeiten mit der Tier- und Pflanzenwelt sowie der Geschichte des Rheingaus! Beteiligung an einer Gästekarte für die kostenfreie Nutzung des Nahverkehrssystems (RMV + Rheinfähren)! Ausbau weiterer Fahrradwege! Das Ziel sollte sein, den Durchfahrtsverkehr (auf B42) zu senken und eine längere Verweildauer der Gäste in den Unterkünften der Rheingauer Gemeinden zu erreichen.

Das Auto bleibt stehen: Im Rheingau wandern wir, fahren Fahrrad und können die nahegelegenen Ziele mit der Bahn, dem Schiff und dem Sessellift erreichen.

Diese vorbildliche Verkehrswende ist nur im Verband der Städte und Gemeinden des Rheingaus zu erreichen. Der Tourismusbeitrag könnte dazu helfen, aber auch die Wahlentscheidung der Bürger*innen bei der nächsten Kommunalwahl.

Berücksichtigen Sie bitte unsere Vorschläge bei Ihrer Wahlentscheidung am 14. März bei der Wahl zur Stadtverordnetenversammlung in Geisenheim.

Gregor Weigand,

Mitglied der Sprechergruppe von

Bündnis 90/Die Grünen Geisenheim

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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