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Susanne Göttel-Spaniol |
Gregor Weigand |
Erneuerbare Energien: Fotovoltaik und Windenergie
Dienstag, 5. Juli 2022 um 19 Uhr
Als kompetente Gesprächspartner nahmen teil: Manfred Vogel, Rüdesheim und Klaus Bleuel, Oestrich-Winkel. Marina Ginkel, selbst Mitglied der Grünen, öffnete für den ersten Treff ihr Bistro für Freunde „Frau Ginkel“ in Geisenheim, in dem sich die äußerst interessierten Teilnehmer*innen sehr wohlfühlten. Die fast komplett erschienenen Mitglieder des Ortsverbandes Bündnis 90/Die Grünen Geisenheim standen zum Thema „Erneuerbare Energien“ Rede und Antwort.
Kompetent erläuterte Manfred Vogel, wie man eine Solaranlage aufs eigene Haus baut und nach der kürzlich weggefallenen EEG-Umlage den selbst erzeugten Strom, den man nicht braucht, einfacher weiterverkaufen kann. Er antwortete zum Thema PV auch auf die Fragen von Teilnehmern, die aus den Nachbarstädten Geisenheims eigens mit dem Fahrrad zum Offenen Treff gekommen waren. Wenn es technisch nicht mehr möglich sei, in ein älteres Gebäude Fotovoltaik oder Wärmepumpen einzubauen, so solle man andere Wege gehen, sich beispielsweise Gemeinschaftsprojekten anschließen, die Energie-Sharing betreiben. Die Energiewende müsse von unten kommen! Erfolgreiche Solarprojekte sollte man nicht Investoren von außen überlassen, sondern vor Ort selbst entwickeln, beispielsweise einen Solarpark innerhalb einer Kommune. Vorbild dafür sei ein Bioenergiedorf, in dem man sich die von allen erzeugte Energie teilt. Finanzieller Träger könnte eine Bürgerenergiegenossenschaft sein. Vogel stellt sich dabei eine Community von mindestens 50 Mitgliedern vor, in der das eingesetzte Kapital zur Finanzierung gemeinsamer Projekte gleichmäßig verteilt ist. Jedes Mitglied hat dabei eine Stimme.
Auf die besondere Situation von Wohnungseigentümergemeinschaften (WEG) machte Gregor Weigand aufmerksam, der als Mitglied der Sprechergruppe der Geisenheimer Grünen, den Treff moderierte. Nach dem geltenden WEG-Recht sei es schwierig, eine Fotovoltaikanlage auf das gemeinsame Dach zu bauen, weil dafür immer eine Mehrheit in der WEG notwendig sei. So wäre es bis heute zum Beispiel nicht gelungen, das große und von der Sonneneinstrahlung günstig gelegene Dach der Geisenheimer Rheingau-Residenz mit eine Solaranlage zu bestücken, obwohl dies von Vorteil wäre und auch im öffentlichen Interesse liege. Hierfür könnte der Bund das WEG ändern in dem Sinne, wie man dies schon für den Einbau einer Wallbox für E-Fahrzeuge geregelt habe.
Auf die Frage, was die Stadtverwaltung für die Etablierung neuer Energien tun könne, gab Klaus Bleuel kompetente Hinweise aus eigener Erfahrung in seiner ehrenamtlichen Mitarbeit in der eigenen Kommune. Zunächst sollte jede Stadt die öffentlichen Dächer mit PV-Anlagen versehen. Ebenso sollten die städtischen Gremien über das Baurecht eingreifen und beispielsweise bei der Ausweisung von Neubaugebieten die Nutzung erneuerbarer Energien vorschreiben. Auch sollte eine Energieberatung von der Stadt aufgebaut werden, die Bürger*innen über die energetische Sanierung von Bestandsgebäuden und deren Finanzierung durch Banken und KfW-Fördermittel informiert. Bleuel wies auch auf die Einstellung eines Energieberaters durch die Stadt Oestrich-Winkel hin, der in Mittelheim Quartiersmanagement durchführt, Bürger*innen Informationen bereitstellt und die energetische Vernetzung im Quartier plant. Auch die Einstellung einer Klimaschutzmanagerin wird vermutlich den Ausbau der Erneuerbaren voranbringen. Jeder Hausbesitzer könne im Solarkataster von Hessen die Chancen für sein Haus ausloten. Und die stolzen Hausbesitzer, die schon eine PV-Anlage ihr Eigen nennen, forderte Bleuel zur Veranstaltung einer Solarparty auf, in der sie interessierten Mitbürger*innen die Vorteile ihrer Solaranlage vorführen könnten. Ein schönes Erlebnis sei es auch, wenn man den eigenen billigen Strom über eine Wallbox für den das eigene E-Auto nutzen könne, während andere eine Tankfüllung teuer bezahlen müssten.
Gleichzeitig gelangte man im fortlaufenden Gespräch aber auch an die Grenzen von Fotovoltaik-Anlagen. So reicht eine Solaranlage wohl nicht aus, um eine starke Autobatterie schnell und ständig aufzuladen. Nicht nur für die E-Mobilität, sondern auch für die Gewerke und die Industrie brauche man in Zukunft mehr elektrische Energie. Diesen zunehmenden Bedarf könne man in unserer Region mit Windkraft bedienen. Schon in ihrem Kommunalwahlprogramm hatten die Grünen festgehalten: „Die Power Geisenheims liegt auch auf dem Taunuskamm!“
Mit der Nutzung der Windkraft vor Ort könnte die Stadt Geisenheim beim Bezug elektrischer Energie autark werden, betonte Gregor Weigand. Klaus Bleuel bekräftigte, dass alle Kommunen die solidarische Verpflichtung hätten, auch darüber hinaus einen Beitrag zur Nutzung der Windenergie für ganz Hessen zu leisten.
Auch gegenüber dem enormen Flächenverbrauch von Solarparks hätten die Windräder Vorteile, da sie weniger Fläche in Anspruch nehmen. Auch sei es sehr sinnvoll, die bereits durch Sturm und Klima geschädigten windhöffigen Flächen erst nach dem Aufbau der Windräder wieder aufzuforsten.
Im weiteren Verlauf schauten sich die Teilnehmer des Gesprächs die Vorranggebiete zur Nutzung der Windenergie auf einer Landkarte des Rheingaus genau an. Hier kam man zum Entschluss, dass es sinnvoll sei, dass Geisenheim und Oestrich-Winkel bei der Erschließung zusammenarbeiten sollten, denn die in Frage kommenden Flächen lägen dicht beieinander. So wolle man für den Herbst eine gemeinsame Begehung dieser Flächen unter Anteilnahme der Bevölkerung organisieren.
Geologisch seien die Windvorranggebiete sehr gut geplant, weil sie oberhalb der für die Städte wichtigen Trinkwassergewinnungsgebieten liegen. Auch der Naturschutz wurde bei der Planung einbezogen. Vorbehalten gegen die Aufstellung von Windrädern, die bei manchen ungute Gefühle auslösen, weil sie in der Landschaft aufragen würden, könne man entgegentreten. So könnten Windräder auch ästhetisch schön aussehen und besonders auf den Taunushöhen als Krönung der Landschaft und der darunter liegenden Orte begriffen werden, meinte Gregor Weigand.
Sicher habe man in der Politik noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten, weil manche politischen Parteien und Gruppierungen der Windkraft im Rheingau noch ablehnend gegenüberstünden. So hoffen auch die Grünen auf die vom Stadtparlament neu gegründete Arbeitsgruppe „Unsere Stadt. Unsere Energie. Unsere Zukunft“, in der vorurteilsfrei und sachbezogen über alle möglichen zukünftigen Energieformen diskutiert und für Geisenheim gemeinsam geplant werden solle, und freuen sich auf die Mitarbeit.
Der anwesende Kandidat für den Hessischen Landtag und Kreistagsabgeordneter der Grünen Dominik Lawetzky betonte, dass sich der Bau von Windkraftanlagen und auch eine Beteiligung für die Kommunen und die kommunalen Haushalte sehr lohne. So könne man hierdurch viele soziale Projekte der Städte, wie z.B. Kitas u.a., auch für die Zukunft sicher finanzieren.
Ebenso sprachen sich die Anwesenden für eine Beteiligung der Kommunen wie auch der Bürger*innen an den Windkraftanlagen aus. Besonders die Bürgerbeteiligung trage zu deren Akzeptanz bei. Hierzu wurde das Beispiel der Windpark Heidenrod GmbH als vorbildlich erörtert. Dort geben die beiden Gesellschafter, Kommune und SÜWAG, 10% der Geschäftsanteile zur Bürgerbeteiligung ab an die Genossenschaft Windenergiepark Heidenrod GmbH. Bei ihr können die Bürger*innen schon ab 500 € Anteile zeichnen, die z.Zt. mit jährlicher Auszahlung von 3 % bedacht werden.
Weigand verwies in diesem Zusammenhang auch auf einen aktuellen Beschluss des Bundesverfassungsgerichtes, der festlegt, dass die Pflicht zur Beteiligung bis zu 20 % von Anwohnern und standortnahen Gemeinden an Windparks zulässig sei. Das BVG war der Meinung, dass eine solche Beteiligung die Akzeptanz der betroffenen Bürger*innen wesentlich erhöhe.
Zur Finanzierung und Unterstützung zum Aufbau der Windkraft wäre es auch angebracht, regionale Partner zu suchen. So könnte man bei Banken, wie z.B. der Rheingauer Volksbank anfragen, ob diese einen Fonds für Windkraft oder Erneuerbare Energien auflegen könnten, in den die am Ausbau Interessierten einzahlen könnten.
Wegen des zunehmenden Strombedarfes sollte man auch Gewerbe und Industrie als Unterstützer ansprechen. So würden viele Autohäuser in Zukunft E-Fahrzeuge verkaufen wollen.
Nach diesem intensiven Gespräch gingen die Anwesenden sehr angeregt auseinander und wollten auch an der Auftaktveranstaltung „Für Windkraft im Rheingau“ am Mittwoch, dem 13. Juli, 19:30 Uhr in der Hattenheimer Burg (Burggraben 11, 65347 Eltville am Rhein) mit unserer grünen Bundestagsabgeordneten und Staatsministerin Anna Lührmann und der energiepolitischen Sprecherin der GRÜNEN-Landtagsfraktion Kaya Kinkel teilnehmen, auf die Dominik Lawetzky abschließend hinwies.
Für die Sprechergruppe Bündnis 90/Die Grünen des Ortsverbandes Geisenheim
Gregor Weigand
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